Beim letzten Igasus-Buchclubtreffen stand im Mittelpunkt die Gattung Lyrik. Gedichte wurden zitiert. Verschiedene Themen angesprochen.
Etwas ging es auch um die Bedeutung von Liebe und Herzschmerz. Anlass dafür war ein berühmtes Gedicht von Walther von der Vogelweide. In seinem Gedicht „Was ist Minne“ fragt sich der Autor Walther von der Vogelweide, was Liebe bedeutet. Minne ist das mittelhochdeutsche Wort für „Liebe“. Es stellte sich auch heraus, dass Minne auf Pashto auch Liebe bedeutet.
In seinem Gedicht fragt sich Walther von der Vogelweide, warum Liebe so weh tut und sagt, dass Liebe dann Liebe ist, wenn sie guttut. Er meint, dass Liebe die Freude zweier Herzen sei. Liebende teilen zwei Herzen miteinander. Wenn man nur ein Herz teilt, dann ist das zu groß für eine Person. Walther antwortet, dass die Liebe zweiseitig ist und auch nicht schmerzen soll.
Um diese Thematik und Fragestellungen drehte sich die anschließende Diskussion, wie die Liebe in der afghanischen Gemeinschaft tabuisiert wird und das Verliebtsein oft ein Grund ist, sich zu schämen. Oft gibt es nur „diese“ einseitige Liebe. Junge Männer verlieben sich bei einer Hochzeit plötzlich in ein Mädchen, ohne sich zu kennen. Wir haben uns die Frage gestellt: Kann man das Liebe nennen? – Für uns: nein, bin Liebe kann nicht die Rede sein, wohl eher attraction. –
Wie fair ist es, dass sich meist die Jungen die Mädchen zum Heiraten aussuchen können? Omid sagte, dass Liebe mit Naivität zu tun habe, weshalb man sich mehr verliebe, wenn man jung sei, …. Gleichzeitig sagte Omid, dass, wenn man sich an eine Person gewöhnt und sich abhängig fühlt, dies keine Liebe sei. Denn in der afghanischen Community gibt es noch immer viele arrangierte Ehen.
Über einseitige Liebe wurde gesagt, dass die Liebe am stärksten ist, wenn sie einseitig ist, weil man die Liebe nicht teilen muss. Das kennt man vor allem aus indischen Filmen.
Dann kamen wir auf ein Gedicht von Rumi zu sprechen. Agazia stellte uns auch ein Gedicht von Hafiz vor, welches sehr schön war. Für die Zukunft wurde daher beschlossen, mehr Gedichte von Rumi und Hafez zu lesen und zu interpretieren.